«Rückbau der Riesen-Einsen kostet Milliarden»
Die «No Billag»-Initiative erhitzt derzeit die Schweizer Gemüter wie kaum etwas anderes. Befürworter und Gegner der SRG liefern sich erbitterte Grabenkämpfe. Nun erschüttert eine bislang unveröffentlichte Studie die Debatte: Allein der Rückbau der von «SRF1» in der ganzen Schweiz aufgestellten Riesen-Einsen dürfte mehrere Milliarden Franken kosten.
Die Kontroverse um die Zukunft der SRG liefert täglich neue Schlagzeilen, jeder noch so nebensächliche Aspekt wird ans Rampenlicht gezerrt und verhandelt – so wie jüngst der Teletext, der von SVP-Nationalrat David Zuberbühler (AR) als «Internet für Arme» belächelt worden ist, versehen mit der Forderung nach dessen Abschaffung. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass der enorm kostenintensive Bereich der SRG-Kunstbauten bisher in der öffentlichen Diskussion keine Rolle spielte. Tatsache ist jedoch: Allein der Deutschschweizer Hauptsender SRF 1 hat in den vergangenen Jahrzehnten einen zweistelligen Milliardenbetrag in den Bau sogenannter «Station Idents» investiert, welche die Zuschauer aus diversen kurzen Einspielern kennen und salopp oft «Riesen-Einsen» genannt werden.
Sündhaft teure Riesen-Einsen und fliegende Kleinversionen (unten rechts): Die ausgeklügelte Magnetschwebetechnik für eine einzelne fliegende Eins soll so teuer wie eine ganze Bestatter-Folge sein.
Über ein Dutzend solcher «Station Idents» sind über die ganze Schweiz verteilt erbaut worden, stets ohne Einsprache-Möglichkeit für Landschaftsschutz und lokale Bevölkerung, oft an exponierten sowie bautechnisch komplexen und damit sehr teuren Lagen. Die grössten Installationen sind dabei mehrere hundert Meter hoch. Über die Kosten schweigt man sich bei der eisern SRG aus, doch ein vergleichbares Projekt des Investors Remo Stoffel in Vals dürfte viel über die Grössenordnung aussagen: 200 Millionen Franken für eine hochalpine Riesen-Eins dürften eher die Regel als die Ausnahme bedeuten.
Für den ganz grossen Ärger in den Reihen des «No Billag»-Komitees sorgt nun aber ein internes Papier zu den Abwicklungskosten der SRG. Es nennt unter dem Punkt «Station Ident Deconstruction» Rückbaukosten von gegen 8,5 Milliarden Franken – ein Betrag, mit dem sich locker eine neue Flugwaffe finanzieren liesse, oder mit dem ein patriotischer Verleger die Bevölkerung mit rund 1291 Gratiszeitungen versorgen könnte.
Droht Denkmalschutz?
Recherchen dieser Zeitschrift zeigen, dass der drohende Rückbau noch nicht einmal das kostenintensivste Szenario wäre: So bestätigt das Bundesamt für Kultur, dass die dort angesiedelte Denkmalpflege derzeit abkläre, ob die «Station Idents» überhaupt abgerissen werden dürfen – oder ob sie unter Denkmalschutz gestellt werden sollen. «Als schützenswerte Objekte wäre mit noch weit höheren Kosten zu rechnen», erklärt ein BAK-Sprecher auf Anfrage: «Experten vor Ort seien vom Zustand der Riesen-Einsen schockiert gewesen. Die Bauten seien nach SRF-internen Vorgaben so linkslastig erbaut worden, dass die Konstruktionen ohne sofortige ausgleichende und stützende Massnahmen jederzeit zusammenzubrechen drohen.»
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